CELLE – Am Mittwoch versammelten sich am Nachmittag in der Celler Innenstadt dutzende ÊzîdInnen, um gegen die Drohungen der irakischen Zentralregierung in Bagdad gegenüber der Bevölkerung in Şengal zu protestieren. Sie hielten verschiedenen Flaggen wie der HCÊ – Hevgirtina Ciwanên Êzîdî, der TAJÊ (Tevna Azadiya Jinên Êzîdî) und des Zentralverbandes der Êzîdischen Vereine NAV-YEK. Außerdem trugen sie große Banner mit Aufschriften wie “Selbstbestimmt gegen Feminizid – Status für Şengal!”, sowie den Forderungen, das Bagdad-Erbil-Abkommen wieder zu annullieren.
Es gab Redebeiträge der KCÊ-E (Koordination der êzîdischen Gesellschaft in Europa), des Dachverband des êzîdischen Frauenrats (SMJÊ), des êzîdischen Jugendbündnis (HCÊ) und der KCDK-E. Sie brachten ihren Protest zum Ausdruck und kündigten für die nächsten Tage deutschlandweit weitere Aktionen an.
Das Bagdad-Erbil-Abkommen sieht vor, die bisher präsenten Sicherheitskräfte von Şengal wie der YBŞ, YJŞ und der Asayîşa Êzîdxan durch Streitkräfte der irakischen Armee und Peschmerga der Autonomen Region Kurdistans zu ersetzen. Dies führt zu ihrer Absicht, die gesamte Selbstverwaltung der ÊzîdInnen in Şengal, welche seit dem Völkermord von 2014 aufgebaut haben, zu liquidieren. Die Selbstverwaltung hat bisher die Bevölkerung in Şengal durch ihre Sicherheitskräfte vor weiteren Übergriffen von außen beschützt, so dass sie bisher in Frieden leben konnten.
Am gestrigen Tag wurden, wie berichtet, die ÊzîdInnen in Şengal daran gehindert, ihren Protestmarsch im Stadtzentrum zu führen, jedoch konnten sie es erfolgreich durch einen großen Widerstand fortsetzen. So hat das Autonome Volksrat von Şengal angekündigt, dass die Asayîş-Kräfte nicht aus der Region abziehen werden und sie weiterhin für einen Dialog offen sind, jedoch mit Widerstand antworten werden, falls sie sich nicht einig werden. Weitere Verhandlungen werden heute zwischen der Zentralregierung und des Volksrat von Şengal ausgeführt.
Die Stadt Celle ist bekannt dafür, dass dort viele ÊzîdInnen leben. So sollen in der 70.000 Einwohner großen Stadt knapp 15.000 ÊzîdInnen sein.